Vor dem Buli-Start: 5 Verlierer, 5 Gewinner

Die Vorbereitung ist absolviert, die erste Pokalrunde gespielt und der Bundesligastart steht für die Akteure in der höchsten deutschen Spielklasse vor der Tür: weltfussball stellt fünf Verlierer und fünf Gewinner der letzten Wochen vor.
Die Verlierer
Vom unumstrittenen Stammspieler eines Champions-League-Teilnehmers zum Bankdrücker in der Europa League? So könnte es Gonzalo Castro gehen. Im Sommer wechselte der vielseitige Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen zum BVB – eigentlich als Nachfolger von Ilkay Gündoğan. Doch es kam ganz anders: Gündoğan verlängerte überraschend seinen Vertrag und plötzlich ist im System von Thomas Tuchel kein fester Platz mehr frei für Castro. Immerhin: Im Pokalspiel bei Drittligist Chemnitzer FC durfte er von Beginn an ran und spielte bis zu seiner Auswechslung nach einer guten Stunde zumindest ordentlich.
Ganz unbeteiligt war der Innenverteidiger nicht an der der starken Saison von Vizemeister Wolfsburg. Im Gegenteil: Bis zum Frühjahr galt Knoche als gesetzt beim VfL. Dank guter Leistungen klopfte er sogar ans Tor zur Nationalmannschaft. Dann jedoch verlor der 23-Jährige seinen Stammplatz an Konkurrent Timm Klose. Auch zu Beginn der neuen Spielzeit hat der Schweizer klar die Nase vorn. Knoche bleibt nach einer enttäuschenden U21-EM und kurzer Vorbereitung derzeit nur ein Platz auf der Bank.
Fünf Jahre stand der Sunnyboy bei Borussia Dortmund unter Vertrag und erwarb sich als Nummer zwei hinter Roman Weidenfeller in dieser Zeit den Ruf als einer der besten Ersatztorhüter der Liga. Doch der Australier wollte mehr. Nach der Verpflichtung von Roman Bürki suchte der inzwischen 26-Jährige eine neue Herausforderung und fand sie in Stuttgart. Aber Langeraks Engagement beim VfB steht bislang unter keinem guten Stern: Im Trainingslager zog er sich eine Muskelverletzung zu und verpasst nun den Saisonstart.
Ádám
Fast 20 Millionen Euro betrug das Gesamtpaket, für das sich die Kraichgauer im letzten Sommer für vier Jahre die Dienste des Ungarn sicherten - satte sieben Millionen Ablöse plus drei Millionen Gehalt per annum. Rechtfertigen konnte Szalai diese Summen bislang nicht einmal ansatzweise. 2014/2015 gelangen ihm nur magere vier Törchen. Auch in der Vorbereitung auf die neue Saison spielte sich der Stürmer nicht in den Fokus. Mit den Neuzugängen Kurányi und Uth hat er zudem neue Konkurrenz auf seiner Position. Darüber hinaus soll Hoffenheim auch noch an Gladbachs Branimir Hrgota interessiert sein.
Fast hätte man Ex-Nationalspieler zu den Gewinnern in dieser Auflistung zählen müssen. Aus der Arbeitslosigkeit kommend erspielte er sich mit starken Trainings- und Testspielleistungen einen Einjahresvertrag bei Europapokalteilnehmer Augsburg. Doch dann schlug einmal mehr Trochowskis alter Feind zu: das Verletzungspech. Der 31-Jährige musste wegen einer Knieblessur unters Messer und fällt nun wochenlang aus.
Die Gewinner
Etwa zwei Millionen Euro überwies die Borussia für den 19-Jährigen an dessen Ex-Klub 1860 München – sehr gut angelegtes Geld, wie es scheint. Denn der Youngster überzeugt seit dem ersten Tag beim selbsternannten "zweiten Leuchtturm" des deutschen Fußballs durch herausragende fußballerische Fähigkeiten, Wissbegierde und eine schnelle Auffassungsgabe. Längst ist er einer der Lieblingsschüler von Thomas Tuchel und hat in der prominent besetzten Mittelfeldzentrale des BVB sogar gute Stammplatzaussichten.
"Douglas wer?" fragten sich viele Bayern-Fans, als der Rekordmeister Anfang Juli die Verpflichtung des Flügelspielers von Shakhtar Donetsk bekanntgab. Die stattliche Ablösesumme von 30 Millionen Euro ließ die Skepsis im Umfeld des FCB noch zusätzlich wachsen. Doch der unglaublich flinke und technisch starke Brasilianer brachte seine Kritiker mit Gala-Auftritten am Fließband in den Testspielen schnell zum Schweigen. Vor dem Bundesligstart ist Costa auf der linken Außenbahn des Titel-Topfavoriten ohne Wenn und Aber gesetzt – und vom verletzten Franck Ribéry redet in München derzeit niemand mehr.
Wochenlang füllte der Transferpoker um den 19-Jährigen zwischen dem Hamburger SV und Bayer Leverkusen die Gazetten. Schließlich machte die Werkself Nägel mit Köpfen und lotste den frischgebackenen Träger der Fritz-Walter-Medaille für kolportierte sieben Millionen Euro plus Bonuszahlungen ins Rheinland. Bei Bayer ist der vor allem aufgrund seiner für sein Alter extremen Ruhe und Abgeklärtheit geschätzte Verteidiger nun direkt gefragt: Wegen der schweren Verletzungen von Ömer Toprak und Tin Jedvaj wird Tah zu Saisonbeginn voraussichtlich als Stammspieler auf allen drei Hochzeiten tanzen.
Als der Däne im Sommer-Trainingslager Extraschichten einlegen musste und von Trainer Dieter Hecking öffentlich angezählt wurde, schienen die Zeichen bereits auf Abschied zu stehen. Ohnehin hatte das Social-Media-Phänomen nach einer sportlich äußerst durchwachsenen Saison kaum Kredit beim VfL. Doch scheinbar hat es nun Klick gemacht beim 27-Jährigen. Der "Lord" zieht im Training besser mit, überzeugte in Supercup und DFB-Pokal mit jeweils einem Jokertreffer und ist urplötzlich wieder eine ernsthafte Alternative im Sturm des Vizemeisters.
18 Jahre jung und nach bärenstarken Auftritten in der Vorbereitung trotzdem schon so etwas wie eine feste Größe: Mit Maximilian Eggestein hat Werder ein echtes Juwel in seinen Reihen. Trainer Viktor Skripnik, der den gebürtigen Hannoveraner bereits in der Bremer U17 und U19 betreute, setzt den Youngster bevorzugt in der offensiven Mittelfeldzentrale ein. Dort überzeugt der Liebhaber des einfachen, aber effektiven Balles mit Übersicht und Spielintelligenz.
Tobias Knoop