U17-WM: Von Goalgettern und Mutmachern

Zum zweiten Mal in der Geschichte der U17-WM ist das Endspiel fest in afrikanischer Hand. Nicht die einzige Auffälligkeit des diesjährigen Turniers, das am Sonntag im chilenischen Vina del Mar zu Ende geht. Wir haben die spannendsten Erkenntnisse der vergangenen drei Wochen zusammengefasst.
- Spieler des Turniers: Victor James Osimhen
Der Name des nigerianischen Wunderkinds ist derzeit in aller Munde. Kein Wunder: Wer in allen sechs Partien netzt und schon vor dem Finale stolze neun Treffer auf dem Konto hat, darf getrost als "Star des Turniers" betrachtet werden. Zarte 16 Jahre ist das Ausnahmetalent der "Golden Eagles" jung - schwer zu glauben, wenn man dem 1,85-Meter-Schlaks bei seiner Lieblingsbeschäftigung zuschaut. Mit traumwandlerischer Sicherheit versenkt Osimhen das Leder aus allen erdenklichen Lagen in den Maschen. Unzählige europäische Top-Klubs haben den Knipser, der schon im März als Torschützenkönig der U17-Afrikameisterschaft beeindruckte, bereits auf dem Zettel.
- Überraschungsmannschaft des Turniers: Mali

"Seit einigen Jahren verfolgen wir in Mali eine Jugendpolitik", erklärt Ba, der Talentförderung nach "DFB-Prinzip" betreiben will: "Wir haben uns von der Nachwuchsarbeit in Deutschland inspirieren lassen. Das deutsche Team, das die WM in Brasilien gewonnen hat, ist die Generation, die viele Jahre lang zusammen gespielt hat. Das ist das Modell, das uns als Vorbild dient: Spieler über einen langen Zeitraum zusammen zu lassen, damit sie gemeinsam reifen können". Der Plan scheint aufzugehen.
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Enttäuschung des Turniers: Die europäischen Teams
Nichts zu sehen war von der aus dem Herrenbereich gewohnten Dominanz Europas! Unter die letzten Acht dieser WM schafften es gerade einmal

Die Gründe für die europäische Unterlegenheit sind vielfältig, hängen allerdings entscheidend mit dem Mammutprogramm der Top-Talente zusammen. Neben dem Ligabetrieb durften viele Nationalspieler in ihren Vereinen bereits in der Youth League, der Königsklasse der Junioren, ran. So bleibt kaum Zeit für Lehrgänge und Trainingslager, um einen funktionierendes Team zu entwickeln. Ein entscheidender Vorteil für die Afrikaner, deren Nachwuchsförderung mehr auf Verbands- als auf Vereinsebene stattfindet.
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Entdeckung des Turniers: Costa Rica

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Mutmacher des Turniers: Syrien
Während in ihrer Heimat der Bürgerkrieg tobt und Millionen Landsleute die Flucht ergreifen müssen, hat die syrische U17 in Gruppe F Leidenschaft bewiesen und trotz fußballerischer Unterlegenheit tapfer dagegengehalten. Selbstredend widmete Torschütze Anas Alaji den einzigen Turniertreffer Syriens beim 1:4 gegen Paraguay all den syrischen Menschen, die fernab des Fußballs unvorstellbares Leid ertragen müssen. Ein kleiner Mutmacher für eine gebeutelte Nation, die stolz auf ihren sportlichen Nachwuchs sein kann.
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Heiko Lütkehus