Bayer: Die Angst geht um

Nach der 0:2-Niederlage beim FC Villarreal droht Bayer Leverkusen das Aus in der Europa League. Vor dem Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV schrillen bei der Werkself die Alarmglocken.
Als Spieler und Verantwortliche von Bayer Leverkusen um 3:08 Uhr am frühen Freitagmorgen wieder deutschen Boden unter den Füßen hatten, legte Rudi Völler müde und schlecht gelaunt den Finger in die Wunde.
"Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumreden. Was wir gezeigt haben, war zu wenig. Im Moment fällt es schwer, noch ans Weiterkommen zu glauben. Das ist ein negatives Pfund", sagte der Bayer-Sportdirektor nach der 0:2 (0:1)-Pleite der Werkself im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League beim spanischen Tabellenvierten FC Villarreal.
Auch Klubchef Michael Schade stellte seinem Team ein schlechtes Zeugnis aus: "Das war über weite Strecken eine nicht überzeugende Leistung. Fürs Rückspiel wird das sehr schwer." Keine Frage, nach dem Absturz in der Bundesliga auf Rang acht, dem frühen Aus in DFB-Pokal und Champions League und dem bevorstehenden K.o. in der Europa League geht unter dem Bayer-Kreuz die Angst um, alle Saisonziele zu verpassen.
Schmidt bleibt im Fokus
Zielscheibe der Kritik ist und bleibt Trainer Roger Schmidt, der nach seinem Comeback auf der Trainerbank nur die üblichen Durchhalteparolen bemühte. "Die Ausgangssituation ist schwierig, aber es ist noch alles drin. International haben wir zu Hause schon viele gute Spiele gemacht", sagte der 48-Jährige und vergaß dabei zu erwähnen, dass sein mit vielen Nationalspielern gespicktes Team im 200. Europacupauftritt gegen eine No-Name-Truppe aus Spanien nahezu chancenlos war. Mit den beiden Gegentreffern von Cédric Bakambu (4., 56.) waren die Rheinländer noch gut bedient.
Schmidt, der am Sonntag (ab 15:30 Uhr im sport.de-Liveticker) gegen den Hamburger SV nach seiner verbüßten Innenraumsperre für drei Spiele auch wieder in der Coachingzone steht, blieb in der Kritik von Völler und Schade zunächst außen vor. Sollte sich nach vier Ligaspielen in Serie ohne Sieg der Abwärtstrend allerdings auch gegen den HSV fortsetzen, wird die Luft für Schmidt noch dünner. "Sonntag ist das, was zählt, um in der Bundesliga dranzubleiben", sagte Völler.
Völler hat klare Vorstellungen
Der Weltmeister von 1990 hat klare Vorstellungen für die nächsten Wochen: "Wir müssen noch einmal alles aus unseren Körpern rausholen. Wir müssen in den nächsten beiden Bundesligaspielen punkten und nach der Länderspielpause nochmal eine Aufholjagd starten. Wir dürfen nicht mit dem Schicksal hadern."
Das sieht auch Routinier Stefan Kießling so, der aber nach der Niederlage in Villarreal reichlich angefressen war. "Hinten haben wir zweimal geschlafen. Das reicht auf diesem Niveau einfach nicht", übte der Torjäger Selbstkritik.
Nationalspieler Karim Bellarabi verdeutlichte aber die Zwickmühle, in der sich Bayer aktuell befindet: "Wir stecken in einer schwierigen Situation. Aber wir dürfen uns nicht noch weiter runterziehen, sondern müssen einen guten Weg finden, um aus der Krise rauszukommen." Dass es langsam eng wird, machte auch Torwart Bernd Leno, der beim zweiten Gegentreffer eine unglückliche Figur machte, klar: "Gegen den HSV brauchen wir drei Punkte, alles andere ist zu wenig."