DFB-Frauen "stolz" auf kleine EM-Fortschritte

Ohne Gegentor und klar gewonnen - trotz Problemen in Schottland wähnen sich die DFB-Frauen im Aufwärtstrend.
Giulia Gwinn mummelte sich in ihre rote Trainingsjacke ein, dann bedankten sich die Kapitänin und ihre Kolleginnen bei den nach Schottland mitgereisten Anhängern.
4:0 gewonnen, endlich zu null gespielt - auf dem Nations-League-Pflichtsieg lässt sich drei Monate vor der EM-Titelmission zumindest mit Blick auf die Abwehrarbeit aufbauen.
"Wir können zufrieden sein. Es war noch nicht alles Gold, was glänzt, aber das war schon auf einem hohen Niveau", bilanzierte Christian Wück drei Monate vor dem Turnierstart in der Schweiz (2. bis 27. Juli).
Doch auch den Bundestrainer hatte geärgert, dass die deutschen Fußballerinnen auf rutschigem Rasen in Dundee vor allem im Spielaufbau zu kämpfen hatten.
Noch viele Fehler beim DFB-Team
"Wir hatten viel Dampf nach vorne. Es ist noch nicht alles perfekt, aber wir haben wieder einen guten Schritt gemacht Richtung EM", meinte Kapitänin Gwinn: "Wir können viel mitnehmen aus diesem Spiel." Elisa Senß gab sich selbstkritisch und fand ihr Team "manchmal zu statisch" gegen die früh pressenden Schottinnen.
Mit ihrem Blitztor nach nur 57 Sekunden hatte die Mittelfeldspielerin von Eintracht Frankfurt die Partie furios eröffnet. Nach einer Ecke zog die 27-Jährige mit ordentlich Power von der Strafraumgrenze ab: "Dass er so geil reingeht, ist natürlich mega."
Doch selbst das folgende Eigentor von Sophie Howard (21.) verlieh zunächst nicht die gewünschte Sicherheit.
Wück räumte daher ein, er habe sich in dieser Phase lautstark aufgeregt, "weil einfache Fehler passiert sind. Ich weiß ja, was in den Mädels steckt und dass sie es eigentlich können." An diesen Punkten "müssen wir uns weiterentwickeln, da trainieren wir auch jeden Tag für."
Defensive hält diesmal dicht
Doch der 51-Jährige äußerte auch Nachsicht für die vielen Fehlpässe und Mängel beim ersten Ballkontakt, "weil der Boden nicht so leicht zu bespielen war. Das darf man nicht vergessen." Und so waren es im zweiten Durchgang sauber ausgespielte Konter, die Jokerin Cora Zicai (57.) und Lea Schüller (59.) per Doppelschlag in ein standesgemäßes Ergebnis verwandelten.
Besonders "stolz" machte Gwinn, "dass die Null diesmal steht. Wir haben die letzten Spiele das ein oder andere Tor zu viel gefangen." Mit einem 2:2 in den Niederlanden und einem 4:1 gegen Österreich waren die Olympiadritten ins EM-Jahr gestartet. Dass es am Ende im Tannadice Park noch einmal brenzlig wurde, missfiel Wück aber.
"Das darf eigentlich nicht passieren, dass wir nochmal so ins Straucheln kommen", meinte der Bundestrainer. Doch Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger rettete die weiße Weste, indem sie einen Schuss der Schottin Lauren Davidson (90.) mit einem starken Reflex an die Querlatte lenkte, von dort sprang der Ball vor die Torlinie.
Auf einen möglichen weiteren Einsatz im Rückspiel am Dienstag (17:45 Uhr) in Wolfsburg freute sich Franziska Kett, die als Linksverteidigerin gleich in der Startelf debütierte. "Sehr stolz" war die 20-Jährige vom FC Bayern anschließend. Wück attestierte ihr ein "gutes Debüt", trotz anfänglicher Nervosität: "Sie war mutig, hat versucht, die Wege nach vorne zu gehen und einige Konter gefahren."