Bayerns Traum vom "Titel dahoam" platzt in Mailand

Der FC Bayern München verpasst das Halbfinale der Königsklasse nach einem 2:2 bei Inter Mailand und ist im Finale in der heimischen Arena nur Zuschauer.
Thomas Müller klatschte tapfer die frustrierten Kollegen ab und schlurfte dann mit hängendem Kopf in die Fankurve. Die Enttäuschung beim 35-Jährigen nach seinem womöglich letzten Auftritt in der Königsklasse war riesig, als der große Traum vom "Titel dahoam" im legendären San Siro jäh geplatzt war.
Ein 2:2 (0:0) bei Inter Mailand reichte dem FC Bayern nicht zum erhofften "Wunder von Mailand", bereits das Viertelfinale in der Champions League war für die Münchner Endstation. Die unnötige 1:2-Heimpleite war eine zu schwere Hypothek für den Rekordmeister. Harry Kane stand mit Tränen in den Augen auf dem Platz.
"Wir sind natürlich enttäuscht"
"Wir sind natürlich enttäuscht, wir hatten große Ziele. Wir haben Chancen um Chancen, erzielen Tore. Aber am Ende habe ich Spieler auf dem Platz gesehen, die gefightet und alles gegeben haben. Deshalb alles okay. Es war auf Augenhöhe", sagte Müller gut 30 Minuten nach dem Spiel schon wieder halbwegs gefasst bei "DAZN". Für seine Familie sei es "wahrscheinlich emotionaler".
Kane brachte das Team von Vincent Kompany in der 52. Minute in Führung. Für den Engländer war es bereits der elfte Treffer im laufenden Wettbewerb.
FC Bayern pennt nach Ecken
Doch die Münchner Freude währte nur kurz: Lautaro Martínez erzielte vor den Augen von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin den Ausgleich für den italienischen Meister (58.). Nur drei Minuten später gelang dem Ex-Münchner Benjamin Pavard das umjubelte 2:1. Der Treffer von Eric Dier (76.) war für die überlegenen Münchner, die erneut viele Chancen vergaben, zu wenig.
Inter trifft nun im Halbfinale auf Dortmund-Bezwinger FC Barcelona und Trainer Hansi Flick. Den Bayern, die mit aller Macht ins Finale in der heimischen Allianz Arena am 31. Mai einziehen wollten, bleibt als Trostpreis nun nur noch die Meisterschaft. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) steht im Titelkampf die Partie beim 1. FC Heidenheim an. In der Königsklasse war es für die erfolgsverwöhnten Münchner seit dem Triumph 2020 bereits das vierte Aus im Viertelfinale.
Dabei war die Zuversicht groß gewesen, wie 1988 eine Hinspiel-Niederlage (0:2) gegen die Nerazzurri in San Siro noch drehen zu können. Der Glaube, eine "ganz besondere Nacht" zu erleben, sei da, so Kompany. Dabei setzte der Coach in der Startelf im Gegensatz zum Hinspiel auf Klubikone Müller, der bereits seinen 163. Einsatz in der Königsklasse absolvierte und mit Superstar Lionel Messi gleichzog.
"Wir hatten in den letzten beiden Spielen unsere Torchancen. Wir müssen deutlich effizienter werden. Wir müssen befreit Fußball spielen, mit Mut", betonte Müller vor dem Spiel bei "DAZN".
Müller verpasst das späte 3:2
Gesagt, getan: Michael Olise gleich zweimal jeweils nach Vorlage von Müller und der zunächst auffällige Müller selbst hatten in der Anfangsphase bereits gute Chancen. Überhaupt waren die Bayern von Beginn an bemüht, Inter mit hohem Pressing nicht ins Spiel kommen zu lassen. Das gelang erst einmal gut. Die Gäste dominierten das Geschehen.
Inter benötigte einige Zeit, um sich zu befreien. Dann wurde es aber gleich richtig gefährlich. Zunächst traf Francesco Acerbi (29.) den Ball nach Freistoß von Federico Dimarco nicht richtig, kurz darauf verzog Hakan Calhanoglu (33.) nur ganz knapp.
Es entwickelte sich nun ein intensiver Schlagabtausch, in dem auch die Bayern weiter ihre Möglichkeiten hatten. Die besten vergaben erneut der hochmotivierte Müller und Leroy Sané. DAZN-Experte Michael Ballack sprach zur Pause von einem "Klassespiel auf Augenhöhe".
Nach dem Wechsel ging es erst einmal wieder in Richtung Bayern-Tor. Doch Konrad Laimer und Min-Jae Kim stoppten den durchgebrochenen Ex-Gladbacher Marcus Thuram mit vereinten Kräften (48.) Kurz darauf rettete Jonas Urbig, der erneut den verletzten Manuel Neuer vertrat, bei Dimarcos Hereingabe in höchster Not.
Im Gegenzug war es dann Kane, der Inter-Keeper Yann Sommer mit einem präzisen Flachschuss überwand. Inter reagierte aber keineswegs geschockt und schlug bei zwei Standardsituationen eiskalt zu. Zudem hatten die Bayern in dieser Phase Glück, dass Dier bei einem Schuss von Matteo Darmian auf der Linie klärte.
Kompany reagierte und verstärkte die Offensive. Dier brachte mit seinem Ausgleich noch einmal Spannung in die Partie. Müller verpasste das 3:2 (90.+6).