Holstein Kiel gewinnt Spektakel gegen Gladbach

Die Kieler verspielen gegen Gladbach zwei Führungen - und gewinnen am Ende dennoch. Die Hoffnung im Abstiegskampf lebt.
Matchwinner Shuto Machino plumpste nach dem Schlusspfiff völlig ausgepumpt auf den Boden und erhielt dann in Dauerschleife Liebkosungen von seinem Trainer Marcel Rapp und seinen Teamkameraden. Dank des überragenden Japaners darf Holstein Kiel weiter vom Klassenerhalt träumen, der 25-Jährige setzte einer wilden Partie gegen Borussia Mönchengladbach in der Nachspielzeit die Krone auf.
"Ich bin einfach nur glücklich und erleichtert", sagte Kiels Timo Becker nach dem höchst unterhaltsamen 4:3 (2:0), bei dem die Kieler zeitweise zwei Führungen verspielt hatten: "Wir haben die Saison über gezeigt, dass wir immer wiederkommen können."
Rapps Mannschaft verließ dank Machinos Treffern (15./91.+1) vorerst den letzten Tabellenplatz und schob sich durch den fünften Saisonsieg wieder bis auf drei Punkte an den 1. FC Heidenheim auf Relegationsrang 16 heran. Auch Alexander Bernhardsson (23.) und Armin Gigovic (76.) hatten mit ihren Treffern vor 15.034 Zuschauern erheblichen Anteil am ersten Erfolg der Schleswig-Holsteiner seit Anfang März.
Nächster Dämpfer für Gladbach
Die Europacup-Ambitionen der Gladbacher erhielten dagegen den nächsten empfindlichen Dämpfer. "Ich bin stinksauer, am liebsten würde ich explodieren", sagte Gladbachs Nationalspieler Tim Kleindienst am "Sky"-Mikrofon und haderte: "Wenn wir so weitermachen, werden wir nicht mehr viele Punkte holen. Es ist sehr, sehr zum Kotzen gerade."
Tomas Cvancara (60.) und Alassane Pléa (69.) sowie Franck Honorat (86.) hatten zweimal für den Ausgleich gesorgt - am Ende half es nichts. Die Borussia hat in der Form kaum eine Chance auf eine Rückkehr auf die europäische Bühne, das Team von Gerardo Seoane kassierte die dritte Niederlage in Folge. "Ich glaube, wenn man die letzten drei Partien Revue passieren lässt, haben wir da oben nichts mit zu tun", sagte Gladbachs Robin Hack.
Zunächst vermieden sowohl Holstein als auch die Gäste größeres Risiko. Spätestens mit dem Kieler Führungstreffer nach einer von der Borussia schwach verteidigten Ecke war die Bremse aber gelöst. Erst hatte Gladbach durch Hack die prompte Chance auf den Ausgleich (17.), dann war aber fast nur noch Kiel zu sehen.
Gladbach merkwürdig lethargisch
Auch weil Seoanes Elf merkwürdig lethargisch agierte und in den Zweikämpfen die nötige Schärfe vermissen ließ, boten sich den Hausherren weitere Hochkaräter, ehe Bernhardsson nach einem Aussetzer von Gladbachs Verteidiger Fabio Chiarodia erhöhte.
Der Schwede (26.) und Machino (31.) verlangten danach Borussia-Keeper Jonas Omlin bei weiteren Gelegenheiten alles ab. Gladbach hätte sich zur Halbzeit über einen höheren Rückstand keinesfalls beschweren dürfen, an diesem Eindruck änderte auch ein Hack-Kopfball an die Latte nichts (43.).
Seoanes Halbzeitansprache zeigte dann offenbar Wirkung. Gladbach brannte zwar kein spielerisches Feuerwerk ab, war aber nun deutlich präsenter und belohnte sich. Kiel wankte spätestens mit dem Ausgleich - schlug dann aber nochmal mit dem Beginn einer umkämpften Schlussphase zurück. Auch Gladbach gab noch eine Antwort, doch das letzte Wort in einer turbulenten Schlussphase hatten die Gastgeber um Machino. "Jetzt gehen wir mit einem guten Gefühl in die letzten Spiele, alles ist möglich. Heute sind wir einen großen Schritt gegangen", sagte Becker.