Rüdiger-Eklat überschattet Flicks Triumph

Hansi Flick feiert, Antonio Rüdiger wütet: Der FC Barcelona holt in einem denkwürdigen Finale den Pokal. Im Fokus steht wie befürchtet der Schiedsrichter.
Als Hansi Flick lächelnd zur Siegerehrung schritt, wütete Antonio Rüdiger noch immer im Spielertunnel. Völlig außer Rand und Band versuchte der Nationalspieler, ein letztes Mal zum Schiedsrichter zu gelangen - vergeblich.
Mitarbeiter von Real Madrid drängten die "unkontrollierbare Bestie" (Marca) zurück in die Kabine, endlich gehörte die Bühne dem gefeierten Flick und den Pokal-Helden des FC Barcelona.
Der impulsive Rüdiger hatte kurz zuvor für den unrühmlichen Schlusspunkt eines bis dahin furiosen Finales gesorgt. In der Nachspielzeit der Verlängerung warf er beim Stand von 2:3 von der Ersatzbank aus einen Eisbeutel in Richtung des Schiedsrichters.
Ricardo de Burgos Bengoetxea, der vor dem Spiel unter Tränen über den von Real ausgeübten Druck geklagt hatte, zeigte Rüdiger Rot - der daraufhin auf Deutsch eine üble Schimpftirade ("Hurensohn", "Missgeburt") folgen ließ.
DFB-Präsident Neuendorf äußert sich nicht
Der Deutsche Fußball-Bund teilte am Sonntag auf Anfrage mit, DFB-Präsident Bernd Neuendorf werde sich nicht zu dem Ausraster des Nationalspielers äußern. Das tat dafür die spanische Presse. "Der Deutsche war völlig aufgebracht, wütend und außer Kontrolle", schrieb die Zeitung "Marca" am Sonntag und nannte Rüdiger "una bestia incontrolable". Rüdiger selbst entschuldigte sich am Sonntagvormittag über Instagram.
Auch Jude Bellingham und Lucas Vázquez flogen noch vom Platz, Rüdiger droht nun sogar das Saisonaus. Für das "Werfen eines Gegenstandes" sind vier bis zwölf Spiele Sperre vorgesehen, die auch für die Liga gelten. Madrid liegt im Titelrennen derzeit vier Punkte hinter Spitzenreiter Barcelona, am 11. Mai kommt es zum erneuten Clásico.
Flick feiert nächsten Titel mit Barca
Fast in den Hintergrund geriet Flicks zweiter Titel mit Barca, schon das Finale um den Supercup hatten die Katalanen gegen Real gewonnen. Der 60-Jährige sprach stolz von einem "perfekten Abend", der Hoffnung auf das Triple wecke: Am Mittwoch empfängt Barca den Bayern-Bezwinger Inter Mailand zum Halbfinal-Hinspiel in der Champions League. "Wir feiern heute einen großen Erfolg, der uns Selbstvertrauen für mehr gibt", sagte Flick.
Bis zum Pokalsieg war es in Sevilla aber ein hartes Stück Arbeit. Pedri brachte Barcelona in Führung (28.), Superstar Kylian Mbappé glich aus (70.). In einer wilden Schlussphase lag Real dank Aurélien Tchouaméni sogar vorne (77.), Ferran Torres (84.) brachte Barca in die Verlängerung. Dort machte Verteidiger Jules Koundé alles klar (116.). "Flicks Barca ist erwachsen geworden und hat sich das Recht verdient, Favorit auf jeden Titel zu sein", schrieb die Zeitung Sport.
Rüdigers Ausraster bestimmt die Schlagzeilen
Rüdigers Ausraster bestimmte dennoch die Schlagzeilen, zumal der Schiedsrichter damit wie befürchtet in den Fokus rückte. De Burgos Bengoetxea hatte einen Tag vor dem Finale unter Tränen über den von Real ausgeübten Druck geklagt. Die Königlichen hatten in ihrem TV-Kanal unter anderem vermeintlich falsche Entscheidungen des Schiedsrichters gegen Real gezeigt.
Die Madrilenen schossen sich auch während des Spiels auf den Unparteiischen ein, in der Pause wütete Bellingham bereits gut hörbar im Spielertunnel - und wurde von Rüdiger mit dem Satz "Sie können dich hören" auf die Kameras hingewiesen. Bei den späteren Flüchen vergaß Rüdiger dann seinen eigenen Hinweis.
In Erinnerung bleiben wird das Endspiel somit zweifellos. "Jeder Ausländer, der das Finale verfolgte und die Eigenheiten Spaniens nicht kennt, muss verblüfft gewesen sein", schrieb die "Marca": "Der Ball rollte noch um fast ein Uhr morgens, Mbappé wurde eingewechselt, der Schiedsrichter weinte am Vortag und eine Mannschaft drohte, nicht zu spielen. Es war ein Wahnsinn."